01.02.2019
Der richtige Zeitpunkt
Als Unternehmer über die (eigene) Zukunft nachzudenken, ist generell nie verkehrt. So richtig machen das aber nur die allerwenigsten, weil ein Blick in die Zukunft auch heißt, sich in der Gegenwart intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Und das mögen die wenigsten. So ist Wirtschaften für viele eher ein Reagieren auf aktuelle Marktgeschehnisse als ein aktives Agieren und Gestalten derselbigen. Das mag nun auch eine Frage des Alters der aktuellen Führungsgeneration sein und könnte sich mit der nächsten Übergabewelle ändern, doch Zukunftsentscheidungen müssen jetzt getroffen werden.
Aktion und Reaktion
Alte Systeme um jeden Preis retten zu wollen, hat historisch betrachtet noch nie funktioniert, doch über die Jahre haben viele Unternehmer verlernt, sich auf Dinge einzulassen, von denen sie nicht wissen, wohin sie führen werden. So manch einer hat das noch nie gekonnt. Die Wucht der Veränderungen lähmt nun zusätzlich. Viele trauen sich nicht mehr, klare Entscheidungen zu treffen. Um nichts Falsches zu machen, macht man lieber gar nichts. Dabei wäre es gerade jetzt so wichtig und eine große Chance; in einer Zeit, die so sehr von Umbrüchen geprägt ist. Zu Tode gefürchtet ist nämlich auch gestorben. „Ich glaube, dass viele Unternehmen ihre Zukunft schlichtweg verschlafen“, sagt Tom Stadlmeyr, Geschäftsführer und kreativer Mastermind des Beraterkollektivs Mit allen Wassern (www.mitallenwassern.com) in Innsbruck. „Man kann nur hoffen, dass sich das mit den kommenden Generationenwechseln ändert. Aktuell habe ich das Gefühl, viele wollen einfach retten, was noch zu retten ist. Sie stehen den neuen Herausforderungen hilflos gegenüber und versuchen, die letzten Jahre bis zur Pension über die Runden zu kommen.“
Viele Unternehmer brauchen laut Stadlmeyr dabei noch die Substanz vergangener Erfolge auf: „Wenn man es auf einen Menschen überträgt, so hatte dieser in den fetten Jahren 150 Kilo und wiegt jetzt noch 50. Trotzdem konnte er überleben, weil er in den letzten 20, 30 Jahren von den 100 Kilos zehren konnte.“
(K)eine Frage des Alters
Rund 17.400 Familienunternehmen gibt es in Tirol. Viele von ihnen sowie eine Reihe anderer gewerblicher Betriebe im Land stehen in den nächsten Jahren nicht nur im Tourismus, wenngleich dort ganz besonders (siehe nachfolgendes Interview mit Jakob Edinger), zur Übergabe an. Das ist vor allem für die Übergabegeneration nicht immer einfach und das wiederum ist ein Problem. „Ich habe selbst Unternehmer kennengelernt, die ihren Kindern nicht zutrauen, das Unternehmen fortzuführen“, erzählt Stadlmeyr. Die Folge ist, dass die Übergabe weder rechtzeitig noch überhaupt irgendwie vorausschauend geplant wird. Dabei ist die Problematik oftmals selbst heraufbeschworen worden, dann nämlich, wenn die ältere Generation die junge nicht ans Ruder lässt und ihr damit gar nicht die Möglichkeit gibt, ins Unternehmen hineinzuwachsen. Für viele Unternehmer bedeutet eine Übergabe immer noch Kontrollverlust, dabei beobachtet Stadlmeyr, dass genau jene Unternehmen, in denen Alt und Jung einträchtig zusammenarbeiten, tendenziell erfolgreicher sind. Wen wundert’s: Die Kombination aus (fachlicher) Erfahrung und jungem Schwung, der die Veränderungen der Gesellschaft ins Unternehmen integriert, ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Zukunft bedeutet auch, zeitgerecht die richtigen Dinge zu tun, um dann die Dinge richtig zu tun.
Vielfach ist es auch die Angst vor der Zukunft im Allgemeinen, die Unternehmer im Ist-Zustand verharren lassen. Weil der ja schon seit Jahren gut funktioniert. Doch auch Lorbeerkränze welken, und weil ein System über Jahrzehnte erfolgreich war, heißt es nicht, dass es das auch die nächsten sein muss. Dessen sind sich zwar viele Unternehmer bewusst, die Sache anzugehen, davor schrecken sie dann aber doch zurück. Stadlmeyr: „Wir stellen in der Arbeit mit Kunden oft fest, dass sie sich durchaus weiterentwickeln möchten. Sie sehen, die Arbeitswelt ist im Umbruch und sie wollen sich mitbewegen. Unternehmer kommen mit großer Dynamik zu uns und man beginnt, ihr Geschäftsmodell auf seine Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Je konkreter die Zukunft schließlich wird, desto mehr wechselt die anfängliche Euphorie in Resignation. Tatsächlich verändern möchte sich letztlich kaum jemand.“
Zukunft ist Tendenz
Wie weit lässt sich aber tatsächlich realistisch in die Zukunft planen, ohne dass die Planung zur Kaffeesudleserei wird? „Jedes Unternehmen sollte sich fragen, ob sein Geschäftsmodell in fünf Jahren noch funktionieren kann“, meint Stadlmeyr. Viele Branchen werden sich verändern, weil junge Unternehmen Dienstleistungen und Produkte neu denken und den neuen Gegebenheiten anpassen, manche Entwicklungen werden aus Gutem Besseres machen, manche werden disruptiven Charakter haben. Anstatt sich diesen Herausforderungen zu stellen, machen viele Unternehmen und ganze Branchen aber genau das Gegenteil. Sie verfallen in eine Schockstarre und versuchen, das Alte zu verteidigen. Mit allen Mitteln und dem Ergebnis, künftig im schlimmsten Fall gar nicht mehr zu existieren. „Viele Dinge, die so mancher für Zukunftsmusik hält, sind schon da“, gibt Stadlmeyr zu bedenken. „Sie mögen aktuell noch in dynamischeren Unternehmen verankert sein, doch vielfach ist die Zukunft schon Gegenwart. Sie ist nur noch nicht in der breiten Masse angekommen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie bereits passiert, deshalb darf man die Augen vor gegenwärtigen Entwicklungen nicht verschließen.“
Es macht auch keinen Sinn, auf sein Stück vom Glück zu warten, denn Erfolg ist in erster Linie harte Arbeit. Natürlich ist es wesentlich, den richtigen Zeitpunkt zu wählen, um Neues zu wagen und Altes hinter sich zu lassen. Auf der anderen Seite gäbe es keinen falschen Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, was auf ein Unternehmen in Zukunft zukommen könnte, meint der Wasserexperte und plädiert dafür: „Bitte beschäftigen Sie sich mit Ihrem Unternehmen, seiner Gegenwart und vor allem der Zukunft. Tauschen Sie Ihre Hoffnung, dass alles bleiben kann, wie es ist, gegen ein kleines Fernglas und schauen Sie, was in der Zukunft kommen könnte. Aber Achtung, es könnte womöglich spannend sein.“
Viele Unternehmer hoffen darauf, dass ihr Geschäftsmodell noch möglichst lange hält. Ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen: Das wird es in vielen Fällen nicht. Wir leben in einer Zeit starker Veränderung und man kann die Zukunft nicht voraussagen. Heute noch viel weniger als früher. Doch man kann sich darauf einstellen, indem man sich Gedanken darüber macht und sein eigenes Tun regelmäßig hinterfragt. Den richtigen Zeitpunkt für Veränderung zu finden, ist kein Glück. Zumindest nicht generell. Je besser man sich auf die Zukunft vorbereitet – und lassen Sie dabei auch gerne gedankliche Spinnereien zu –, desto genauer wird man eben jenen Punkt treffen, an dem es Zeit ist, sich zu (ver)ändern.
Text: Marina Kremser / Aus: eco.nova Feber 2019
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