04.09.2020
Kulturnation?
Kunst und Kultur gehören zu den positiven Standortfaktoren eines Landes und Kulturinstitutionen und -veranstaltungen, ganz gleich ob althergebracht oder brandneu, sind nicht nur kultureller, sondern auch ökonomischer Motor einer Region. Dennoch sollte man nicht, wie versucht auch mancher Erbsenzähler sein mag, die Legitimation von Kunst und Kultur aus ihrer Rentabilität herleiten. Es ist zwar nicht verboten, aus Kultur Profit zu machen, aber wenn das ihr einziger Daseinszweck ist, ist es dann noch Kultur?
Der Effekt öffentlicher Förderungen ist in Bereichen wie der Industrie oder im Gewerbe zweifellos leichter mess- und nachvollziehbar als in der Kultur. Dort ist man notgedrungen auf den Verweis auf die Umwegrentabilität angewiesen, sollen vermeintlich harte Zahlen präsentiert werden. Diese Umwegrentabilität wird vor allem im Zusammenhang mit kulturtouristischen Angeboten und kulturellen Großereignissen evident, wenn Besucher am Veranstaltungsort Übernachtungsleistungen in Anspruch nehmen und konsumieren. Seit Beginn dieser Pandemie ist alles etwas anders geworden. Ungewiss. Gerade in Zeiten, in denen der Planungshorizont zusammenschmilzt wie die Alpengletscher in der Sommersonne, ist es besonders wichtig, dass der Steuerzahler zur Erhaltung der Kulturlandschaft ausrückt. Viele der Jobs, Berufe und vielfach auch Berufungen, die während der Krise unter den Kulturschaffenden verlorengehen, bleiben verloren, weil das Prekariat schon in der Hochkonjunktur nicht besonders lustig ist. Von einer Rezession ganz zu schweigen.
Standortfaktor Kultur
Es darf darüber hinaus als erwiesen gelten, dass sich die höchst qualifizierten, mobilen Arbeitskräfte besonders gerne dort niederlassen, wo es auch ein adäquates Kulturangebot gibt. Das ist ein weicher Standortfaktor, der vor allem bei Dienstleistungsunternehmen hohen Stellenwert hat. „Insbesondere Manager und Führungskräfte machen ihre Entscheidung für eine berufliche Mobilität von der Qualität des örtlichen Kulturangebots abhängig. Eine vielseitige Kulturlandschaft muss in erreichbarer Nähe sein. Kultur und Freizeitwerte einer Stadt oder Region entscheiden über die Attraktivität für Arbeitskräfte. Die traditionelle Leistungs-Lohn-Beziehung wird in Zukunft nicht mehr allein das Arbeitsverhältnis bestimmen. In einem sind sich beinahe alle Berufsgruppen einig: Wenn die Lebensqualität vor Ort nicht stimmt, ist auch die Neigung gering, einen Wohnortwechsel dorthin vorzunehmen“, heißt es etwa in Horst W. Opaschowskis Standardwerk „Einführung in die Freizeitwissenschaft“.
Doch die Kultur lässt nicht nur auf Umwegen die Kassen einer Volkswirtschaft klingeln, sondern auch unmittelbar, über ihren marktwirtschaftlichen Teil, der Kultur- bzw. Kreativwirtschaft. Dieser werden alle Unternehmen und wirtschaftlichen Aktivitäten zugeschlagen, die gewinnorientiert arbeiten, das sind unter anderem Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, darstellende Kunst, Designwirtschaft, der Architektur- und Pressemarkt sowie der Werbemarkt und die Software-Spieleindustrie. Legt man diese um die Kultur- und Kreativwirtschaft erweiterte Definition der wirtschaftlichen Betrachtung zugrunde, wird die immense ökonomische Bedeutung des Künstlerisch-Kulturellen noch einmal augenfälliger.
Doch damit nicht genug. Der Kulturbetrieb sorgt für Einkommen und Beschäftigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und in den Bereichen, die direkt und indirekt mit der Produktion von Kulturgütern zu tun haben. Kulturausgaben sind aus ökonomischer Sicht Nachfrageimpulse, die wiederum regionalwirtschaftliche Effekte auslösen. Investitionen in die Kultur zahlen sich gleich mehrfach aus, indem sie Regionen attraktiver machen, langfristige Investitionen in die Zukunft darstellen und das Wirtschaftswachstum antreiben. Kunst und Kultur sind sogenannte meritorische Güter, die ein Mensch unabhängig von seiner individuellen Leistung „verdient“ und die gefördert gehören, weil die private Nachfrage ansonsten hinter dem gesellschaftlich wünschenswerten Ausmaß zurückbleibt.
Kultur ist ein Wirtschaftsfaktor, aber eben nicht nur: Kultur ist mehr. Viel mehr. Deshalb darf man sich durchaus die Frage stellen, ob es erstrebenswert ist, in einer Gesellschaft zu leben, die sich beim ersten Gegenwind ihrer Kultur entledigt.
// Text: Marian Kröll
Außerdem in der Printausgabe: Interviews mit Thomas Gassner (Regisseur, Autor und Schauspieler) und Leohnhard Dobusch (Uni Innsbruck)
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