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Wirtschaft

Förderung wirkt

14.9.2022

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit eine umfangreiche Studie zum Thema „Effektivität und Effizienz von Qualifizierungsförderungen des Arbeitsmarktservice Österreich“ erstellt. Folgende Ergebnisse erweisen sich als besonders zentral:

-> Qualifizierungsmaßnahmen des AMS wirken sich positiv auf die individuellen Beschäftigungschancen der geförderten Arbeitslosen aus. Stärker benachteiligte Gruppen wie etwa ältere Menschen, gesundheitlich eingeschränkte Personen oder Geringqualifizierte profitieren besonders von den Qualifizierungsmaßnahmen des AMS.

-> Arbeitslose ziehen sich seltener aus Gründen wie Entmutigung oder vorzeitigem Pensionsübertritt aus dem Arbeitskräfteangebot zurück und sind langfristig signifikant besser in Beschäftigung integriert.

-> Kurs ist jedoch nicht gleich Kurs. Die vom AMS gesetzten Maßnahmen sind äußerst heterogen, sowohl in ihrer Ausgestaltung als auch in ihrer Wirkung. Längerfristige, fachliche Qualifizierung mit substanzieller Stärkung von Kompetenzen wirkt besonders stark. Das gilt sowohl für Aus- und Weiterbildung, die externe Bildungsträger im Auftrag und mit Finanzierung des AMS anbieten, als auch für Kurskostenbeihilfen, mit denen das AMS die Teilnahme an Kursen auf dem freien Bildungsmarkt unterstützt.

-> Im Vergleich nach Ausbildungsinhalt entfalten berufsbezogene Qualifizierungen die größte Beschäftigungswirkung, etwa Ausbildungen im technisch-handwerklichen Bereich, in Büro und Verwaltung und in den Bereichen Gesundheit und Soziales. Folglich bietet sich ein vermehrter Einsatz fachlicher Qualifizierung in zukunftsträchtigen Beschäftigungsbereichen wie MINT, Klimaschutz, Gesundheit, Pflege und frühkindliche Bildung besonders an.

Eine weitere Studie von L&R Sozialforschung im Auftrag des Arbeitsmarktservice Österreich bestätigt zudem auch die Wirksamkeit des AMS-Programms FiT - „Frauen in Technik und Handwerk“. 82 Prozent der Absolventinnen sind in handwerklich-technischen Berufen beschäftigt. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der vielfach schwierigen Ausgangssituation der Frauen zusätzlich positiv zu werten: 37 Prozent der FiT-Absolventinnen waren vor dem Eintritt in das FiT-Programmlangzeit arbeitslos, 42 Prozent verfügten maximal über einen Pflichtschulabschluss. Ein Teil der FiT-Absolventinnen konnte nach erfolgter Ausbildung noch nicht in ein entsprechendes Berufsfeld einsteigen. Knapp zwei Drittel von ihnen geben an, dass trotz Bewerbungsaktivitäten bislang keine Stelle gefunden wurde. Vor allem Frauen ab 40 Jahren nennen signifikant häufiger diesen Grund: In dieser Gruppe erhalten rund drei Viertel der Frauen trotz Bewerbungen keine passende Stelle. Hier lässt sich ergänzend zu einer möglichen Voreingenommenheit aufgrund des Geschlechts eine verstärkende Voreingenommenheit gegenüber älteren Arbeitssuchenden konstatieren. „Die Qualifizierungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice sind besser als ihr Ruf. Sie wirken effektiv und erhöhen die Beschäftigungschancen der Teilnehmer*innen signifikant und nachhaltig. Besonders stark profitierenPersonen, die am Arbeitsmarkt stärker benachteiligt sind, wie ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen oder Personen mit geringer formaler Ausbildung. Mit dem FiT-Programm gelingt es uns zudem, Frauen in handwerkliche und technische Berufe zu bringen und traditionelle Rollenbilder aufzubrechen. Die nun vorliegenden wissenschaftlichen Befunde bestätigen unsere bisherigeFörderstrategie, zeigen aber auch auf, wie wir unser Angebot noch verbessern können“ , so MMag. Dr. Philipp Seirer-Baumgartner, Zuständiger der Arbeitsmarktbeobachtung und -forschung.

Im Projekt „KEYS“ wurden von der Universität Innsbruck in einer Forschungskooperation mit dem Arbeitsmarktservice Tirol die Schlüsselkompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft und Möglichkeiten zur Förderung dieser Schlüsselkompetenzen untersucht. Damit werden die zukünftig zu erwartenden Anforderungen der Arbeitswelt für die berufliche Aus- und Weiterbildung identifiziert, die eine wichtige Voraussetzung für die dauerhafte Verwertung beruflich erworbener Kompetenzen und Qualifikationen darstellt. Highlight der Studie: Besonderheiten des Tiroler Arbeitsmarktes und die Zielgruppe der formal Geringqualifizierten stehen im Fokus. „Jede wissenschaftlich fundierte Aus- und Weiterbildungsmaßnahme, die sich der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen widmet, muss mit der zielgruppen- und kontextspezifischen Präzisierung dieser Kompetenzen beginnen und ein umfassendes, individualisiertes Entwicklungskonzept erstellen. Trainerinnen und Trainer, die sich diesen Aufgaben widmen, können von den Ergebnissen des Projektes KEYS profitieren, indem sie auf praktisch umsetzbare Konkretisierungen beruflich relevanter Schlüsselkompetenzen für den Tiroler Arbeitsmarkt zugreifen und sich bei der Gestaltung kompetenzorientierter Entwicklungskonzepte an den entwickelten didaktisch-methodischen Prinzipien orientieren“ , erklärt Univ.-Prof. Dr. Bernd Gössling, Inhaber der Stiftungsprofessur für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Berufsbildungsforschung an der Universität Innsbruck.

Mit September ist im AMS Tirol die Fachkräfteoffensive gestartet. Es werden Menschen ohne abrufbare Fachausbildung in besonders stark nachgefragten Berufen wie beispielsweise Pflege, Klima und Technik höherqualifiziert. Der AMS steht auch mit Blick auf den Tourismus für eine Kompetenzerweiterung in der angestammten Branche ein. „Ein eklatanter Fach- und Arbeitskräftemangel prägt den Tiroler Arbeitsmarkt. Es fehlen Arbeitskräfte in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege, der Kinderbetreuung und auch in jenen Feldern, die die Energiewende in den nächsten Jahren ermöglichen sollen. Als Arbeitsmarktservice müssen wir diese sozialen Dienstleistungen und die sog. ‚Green Jobs‘ besonders in den Blick nehmen und unsere arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen weiterentwickeln. Aktuell starten wir die Fachkräfteoffensive Tirol, mit der wir ganz speziell Menschen ohne beruflicher oder verwertbarer Ausbildung qualifizieren und dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, so Mag.a Sabine Platzer-Werlberger, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Tirol.

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