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Life

Mutprobe

1.9.2023

Mit ihrem Roman „Liebe – Wahrheit oder Pflicht?“ hat die Tirolerin Anna Otti (25) ihre erste schriftstellerische Mutprobe bestanden. Im Interview erzählt sie über den Spaß am Schreiben, ihre Inspirationen, den Reiz tiefgründiger Liebesgeschichten und sagt: „Man kann aus jeder Situation etwas Gutes mitnehmen, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht.“
 
eco.nova: Ende Juni haben Sie Ihren Roman „Liebe – Wahrheit oder Pflicht?“ veröffentlicht. Eingangs verraten Sie, dass ein Traum der Anlass war, die Geschichte zu schreiben. Was war darin so inspirierend?
Anna Otti: Es war so, dass ich Anfang des Jahres diese Liebesgeschichte geträumt und sie beim Aufwachen in meinen Notizen als Buchidee festgehalten habe. Ich weiß nicht, warum ich Buchidee geschrieben habe. Meine Mama ist letzten August verstorben und ich hatte seither keinen Antrieb, kein Ziel mehr – ich war einfach nicht gut drauf. Als ich meinem Freund von dem Traum erzählte, sagte er, trau dich doch und schreibe, vielleicht macht es dir ja Spaß. So habe ich begonnen. Wenn es mir nicht gut gegangen ist, habe ich geschrieben und es hat mir Spaß gemacht. Dann sagte ich mir, Anna du hast nichts zu verlieren, veröffentliche den Roman doch einfach über Selfpublishing.
 
Das ist ziemlich schnell gegangen. Zwischen dem Traum und der Veröffentlichung liegt gerade mal ein halbes Jahr.
 Ja, ich habe wirklich ein halbes Jahr gebraucht. Zeitweise habe ich nichts anderes getan, als zu schreiben.
 
Das Buch ist Ihrer Mama gewidmet…
… genau, ich wollte die Veröffentlichung unbedingt zu ihrem 50. Geburtstag schaffen. Das wäre der 25. Juni gewesen, es hat aber bis zum 26. Juni gedauert – doch das ist leicht zu verkraften.
 
Wussten Sie, wie viel Kreativität in Ihnen schlummert?
Ich habe immer schon extrem gern gelesen. Ich habe beispielsweise – da hatte ich allerdings auch Urlaub – in einem Monat alle Romane von Colleen Hoover gelesen. Da dachte ich, probier es einfach. Das Schreiben ist mir leicht gefallen, aber früher hätte ich nie gedacht, dass ich das kann.
 
Sie erzählen in Ich-Form, was konsequent für den Traumtrigger ist. Als Ich-Erzählerin sind Sie aber unweigerlich der Frage ausgeliefert, wie viel Ihrer eigenen Geschichte in dem Roman steckt. Ist es leicht, derart nahe dran an der Hauptfigur zu sein?
Es war ganz amüsant. Am Tag der Veröffentlichung habe ich angefangen, es auf Instagram zu posten. Da haben sowohl mein Freund als auch ich gleich Anrufe bekommen mit der Frage, ob wir uns getrennt haben. Obwohl es nicht unsere Geschichte ist, haben viele gemeint, dass das etwas mit mir zu tun hat. Ich sagte dann eben immer, nein, das sind nicht wir, das ist reine Fiktion. Dass das Buch in Österreich spielt, hat auch zu den Reaktionen beigetragen, aber der Grund dafür war, dass ich sicher gehen wollte, die Orte so zu beschreiben, wie sie sind. Ich wollte, dass es stimmig ist, dass es passt und man sich gut hineinversetzen kann.
 
Der Titel Ihres Romans bezieht sich auf das Gesellschaftsspiel, das die Mitspielenden vor die Wahl stellt, eine Frage wahrheitsgemäß zu beantworten oder eine Aufgabe zu erfüllen. Was ist Ihnen lieber: Wahrheit oder Pflicht?
Schwierige Frage. Ich glaube, eher die Wahrheit. Ich bin ein sehr offener Mensch, rede oft viel zu viel ohne nachzudenken, deswegen macht es mir nichts aus, die Wahrheit zu sagen.
 
Im Brotberuf sind Sie Vermögensberaterin, Sie haben Ihr Unternehmen 2018 gegründet. Geld und Kreativität haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun – auch auf den zweiten Blick?
Unser Beruf klingt immer sehr langweilig oder auf Zahlen fokussiert. Weil wir aber jeden Kunden individuell betrachten, brauchen wir auch oft Kreativität, um Lösungen zu finden, Vertrauen aufzubauen oder ein gemütliches Gespräch zu führen und nicht nur Zahlen, Daten, Fakten. Das ist auch nicht das Meine. Ich bin immer schon menschenbezogen gewesen. Bevor ich Vermögensberaterin wurde, habe ich die Kindergartenschule besucht – das hat mit auch total Spaß gemacht.
 
Also keine Gegensätze?
Das kommt darauf an, welcher Typ Mensch man ist. Egal welchen Beruf du ausübst, dein Charakter bestimmt bis zu einem gewissen Grad immer, wie du das machst. Bei mir sind eben das Menschenbezogene und Kreative sehr wichtig.
 
Beziehungsgeschichten waren schon immer und bleiben wohl auch die Urwürze der Erzählkunst. Gibt es Beziehungen, Autor*innen oder Menschen, die Sie besonders geprägt und zum Schreiben animiert haben?
Colleen Hoover hat mich als Autorin am meisten inspiriert. Sie hatte ihr erstes Buch als Weihnachtsgeschenk geschrieben und einfach online gestellt. Sie wurde zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen. Als Mensch hat mich meine Mama am meisten inspiriert. Wir hatten eine sehr liebevolle Beziehung. Sie war die beste Mama, die man haben kann, aber sie war, seit ich zwölf Jahre alt war, krank. In Liebesgeschichten haben die Protagonisten oft einen Schicksalsschlag erlebt, der sie geprägt und zu den Menschen gemacht hat, die sie sind. Bei mir ist es auch so. Ich bin ein sehr sensibler Mensch, wurde durch die Krankheit meiner Mama früh erwachsen, musste lernen, damit umzugehen und es loslassen zu können. Darum hat mich sicher auch meine Mama dazu inspiriert, zu schreiben. An Liebesgeschichten mag ich, dass sie trotz allem ein Happy End haben. Man kann aus jeder Situation etwas Gutes mitnehmen, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht. Das habe ich auch jetzt wieder gemerkt. Wenn meine Mama nicht gestorben wäre, hätte ich nicht mit dem Schreiben angefangen.
 
Beschreiben Sie Ihren Roman als Liebesroman?
Ja, es ist ein klassischer Liebesroman, aber ich habe schon darauf geachtet, auch andere Dinge beziehungsweise einen Sinn einzuarbeiten. Wie Kindheitstraumata oder Verletzungen beispielsweise, die man verarbeiten und loswerden muss, um glücklich zu werden. Es geht schon darum, dass sich die Geschichte leicht lesen lässt, aber auch darum, dass man etwas für sich selber mitnehmen kann. Das war mir wichtig.
 
Im Anhang Ihres Romans bieten Sie ein paar Wahrheit-oder-Pflicht-Fragen für lustige erste Dates an. Darunter auch die Frage „Was würdest du gerne noch einmal zum ersten Mal machen?“. Ja, was?
Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich würde mich gerne noch einmal in meinen Freund verlieben. Ich möchte das mit keinem anderen haben, aber ihn noch mal neu kennenzulernen und die ersten Dates zu haben, wo man so unsicher ist und schüchtern – ja, das fände ich richtig cool.
 
Der Roman endet mit einem – Achtung Spoileralarm – „Ja, ich will“. Was wollen Sie? Das Buch ist ein großer Meilenstein, was werden denn die nächsten sein?
Mein Ziel ist, dass mir das nächste Buch genauso viel Spaß macht. Eines meiner größten Ziele ist, dass ich einmal vom Schreiben leben kann. Eine eigene Familie ist auch ein großes Ziel, allerdings dauert das noch ein bisschen. Und ich will lernen, nur für mich zu leben. Dadurch, dass meine Mama so krank war, habe ich immer mehr für andere gelebt. Darum ist es ein großes Ziel, zu machen, was mir Spaß macht. Mein Freund und ich haben uns zum Beispiel vorgenommen, jedes Jahr für einen Monat in einem Land zu sein, in dem wir noch nie waren – ohne Handy und ohne alles. Das würden wir gerne schaffen.
 
Klingt schön. Und das nächste Buch ist schon in Arbeit?
 Ja. Ich habe noch nicht zu schreiben begonnen, aber mir schon die Grundgeschichte und die Charaktere überlegt, sodass ich bereits weiß, wohin es führen soll.
 
Wieder eine Liebesgeschichte?
Ja
 
Interview: Alexandra Keller

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