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Life

Des Winters Gipfelglück

1.2.2023

Es packt bevorzugt jene, die dem Ruf der Berge auch im Sommer nicht widerstehen können. All diesen Höhenhungrigen reicht das reine Skifahren nicht, ist das bloße Winterwandern zu wenig. Sie wollen beides: den – mehr oder weniger – anstrengenden Aufstieg und die genussvolle Abfahrt. Das absolute Gipfelglück des Winters liegt im Skitourengehen. „Wie das Langlaufen erfährt das Skitourengehen schon seit längerem einen enormen Boom“, beobachtet auch Bergführer Roland Mayrhofer. „Wie kaum ein anderer Sport vereint Skitourengehen eine breite Vielfalt an Möglichkeiten.“

Wer nie einen Berg bestiegen hat, der kann vielleicht nicht nachvollziehen, was für ein Glück das ist. Wie befriedigend der Erfolg, wie unbeschreiblich das Gefühl, dort oben zu stehen und die Welt Welt sein zu lassen. Im Sommer ebenso wie im Winter, mit dem feinen Unterschied, dass im Winter aus dem Abstieg eine berauschende Abfahrt wird und damit jede Mühe noch ein Stückchen mehr lohnt. Vor allem dann, wenn die Hänge unberührt wie ein weißes Leintuch vor einem liegen und man als Erster seine Spur ziehen darf. Doch passionierten Skitourengehern geht es selten nur um die Abfahrt. Den Gipfel emporzusteigen, ist mindestens genauso wichtig und schön, wie ihn auf Skiern wieder zu verlassen. „Ich liebe diese Weite und Ruhe am Berg, das hat etwas Meditatives und übt eine ganz eigene Faszination aus. Das Gefühl der Zufriedenheit am Ende einer Tour ist herrlich“, findet Mayrhofer.

Vor dem Tun kommt das Wissen

Skitourengehen ist für Bergliebhaber und Skifahrer das grenzenlose Nonplusultra des Winters. Doch der Sport ist nicht nur schön, er birgt auch Risiken. Wie alles, was am Berg stattfindet. Dort oben kann ein Fehler fatale Auswirkungen haben – für sich selbst und für andere. Die richtige Ausrüstung, Sicherheit durch Risikomontoring sowie Wissen und Erfahrung am Berg sind durchaus sinnvoll. Eigentlich entscheiden sie über Schein und Sein: Schein sind wir, solange wir noch oben sind. Sein erst wieder, wenn wir heil unten ankommen.


Wer mit dem Tourengehen anfangen will, ist gut beraten, sich in wirklich kompetente Hände zu begeben. Erfahrene Freunde sind der Klassiker, ein professioneller Bergführer eine gute Option. Learning by doing empfiehlt sich bei Skitouren jedenfalls nicht, denn Lerneffekte gibt es bei Lawinen selten. Es hat sich eventuell sogar ganz ausgelernt. Umso wichtiger ist ein solides Grundwissen, eine sorgfältige Vorbereitung … und ein gesundes Maß an Demut. Roland Mayrhofer ist seit 2012 staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und teilt seine Leidenschaft gerne mit Gästen. Und auch sein Wissen. „Der Großteil der Skitourengeher ist zwar in Sachen Material bestens ausgerüstet, was manchmal ein trügerisches Gefühl von Sicherheit gibt, doch was das Wissen um den Berg und das eigene Leistungsvermögen angeht, schaut es oft düster aus“, sagt er. Nichts spricht dagegen, sich dieses Wissen während des Tuns anzueignen. „Dann aber bitte mit professioneller, fachlicher Unterstützung. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Auf Basis dieses Know-hows kann man in der Folge sicher und selbständig unterwegs sein“, so Mayrhofer. Bergführer wie Roland Mayrhofer lernen und lehren Gefahren richtig einzuschätzen und auf Wind, Wetter sowie Schneeverhältnisse Rücksicht zu nehmen. Sie wissen aber auch, „dass es am Berg nie eine hundertprozentige Sicherheit geben kann“. Ein gewisses Restrisiko wird immer bleiben, doch wenn man weiß, wie man einen Lawinenbericht liest, wie Schneedecken aufgebaut sind und Lawinen entstehen, auf welche Weise man Hänge kreuzt und wie man seine Spur anlegt, begrenzt man es zumindest auf ein Minimum.

Berg- und Skiführer vermitteln nicht nur Fachliches, sie wissen auch zahlreiche Geschichten zu erzählen. Und sie führen zu den schönsten Plätzen der Silberregion. Roland Mayrhofer bringt seine Gäste oft an Ziele, die sie sich allein vielleicht gar nie zutrauen würden, und kreiert damit (Urlaubs-)Erlebnisse, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Sicher rauf und runter – und bestens gerüstet für weitere spannende Touren. Denn nichts ist erhebender, als aus eigener Kraft einen Berg zu bezwingen. Setzt man nach geschafftem Aufstieg auf den Skiern zur Talfahrt an, werden Körper und Geist auf neue Art lebendig. Am Ende des Tages nimmt man stets ein wenig des Berges, den man erklommen hat, mit ins Tal. Er gräbt sich ins Herz, wird Teil der Seele. Und ruft einen immer wieder zurück. Das ist die Sehnsucht der Höhe, die einen nie mehr loslässt.

Text: Marina Bernardi
Fotos: Tom Bause
Aus: Dahoam – Winter 2022/23

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