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Zukunft

Stadtquartier der Zukunft

23.6.2025

In Wattens, einer Tiroler Marktgemeinde mit Industriegeschichte, ist mit dem Quartier am Brandgut ein bemerkenswertes Beispiel zukunftsweisender Architektur- und Stadtentwicklung entstanden. Wo früher ein funktionaler Bürokomplex mit acht Baukörpern stand, findet sich heute ein multifunktionales Quartier, das Wohnen, Arbeiten, Bildung, Gesundheit, Inklusion und Tourismus auf beispielhafte Weise vereint.

Der Bestand in der Lindenstraße 1 bot rund 15.000 Quadratmeter Nutzfläche auf drei bis vier Geschossen. Ein zentraler Erschließungsstrang verband sechs der acht Gebäude – eine Struktur, die während der Revitalisierung klug ergänzt wurde: Zwei neue Haupteingänge und ein klar gegliederter Innenhof erhöhen nun sowohl die Flexibilität der Grundrisse als auch die Aufenthaltsqualität. Das Ziel war ambitioniert: Die bauliche Hülle blieb weitgehend erhalten, doch im Inneren entstand ein völlig neues Nutzungskonzept. Heute finden sich im Quartier am Brandgut nicht nur moderne Büroflächen, sondern auch 36 Wohnungen, eine Kinderkrippe, ein Hotel, inklusive Werkstätten für betreutes Wohnen, Arztpraxen und ein vielfältiges Gastronomieangebot.

Die Philosophie dahinter: Synergien schaffen. So nutzt etwa das angrenzende Hotel nicht nur Synergien mit Geschäftsreisenden aus den Büros, sondern auch mit dem öffentlichen Leben im Quartier. Die Kinderkrippe steht sowohl Bewohnern als auch Beschäftigten offen, während Patientinnen und Patienten aus der unmittelbaren Nähe zu medizinischer Versorgung profitieren. Das schafft kurze Wege und soziale Nähe.

Vorzeigeprojekt in Sachen Effizienz

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Thema Nachhaltigkeit, was bereits beim Umgang mit der Bausubstanz beginnt: Doppelböden, Trennwände und andere Elemente wurden wiederverwendet und angepasst – ein Beispiel für kluges Recycling im Bauwesen. Gleichzeitig wurde die Energieversorgung komplett umgestellt: Zwei Grundwasser-Wärmepumpen ersetzen die alten Gaskessel, ergänzt durch CO₂-neutrale Fernwärme. Im Sommer sorgt das Grundwasser auch für Kühlung, ohne dass energieintensive Kältemaschinen notwendig sind. Ein weiterer Meilenstein: die Photovoltaikanlagen mit 385 kWp auf den Dächern und weiteren 145 kWp in Planung. Der erzeugte Strom bleibt zu großen Teilen im Quartier – ein Schritt in Richtung Energieautarkie. Hinzu kommen intelligente Lichtlenkung, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung und eine smarte Gebäudesteuerung.

Städtebaulich beeindruckend ist die Nachverdichtung ohne zusätzliche Bodenversiegelung: Durch Unterkellerung und Umnutzung entstanden zusätzliche Flächen, während neue Grünzonen und begrünte Fassaden das Mikroklima verbessern. Der Fußabdruck des Projekts bleibt klein, die Lebensqualität hoch. Ökonomisch brachte die Transformation handfeste Vorteile: Die vermietbare Fläche stieg von 63 auf 87 Prozent, durch optimierte Erschließung wurden über 1.300 Quadratmeter für neue Nutzungen frei. Das stärkt nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Attraktivität des Quartiers als Arbeitsplatz und Wohnort.

Auch die soziale Dimension wurde mitgedacht. Das Quartier ist barrierefrei, kinderfreundlich und vielseitig nutzbar. Es gibt Duschen für sportlich aktive Angestellte, Car-Sharing-Angebote, Fahrradabstellplätze und eine Paketstation. Der direkte Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr rundet das Bild ab. Das Quartier am Brandgut zeigt, wie nachhaltige Sanierung, soziale Vielfalt und ökonomische Weitsicht gemeinsam wirken können. Es ist ein Prototyp für die urbane Transformation im Bestand – nicht nur in Tirol, sondern weit darüber hinaus.

Bmstr. Ing. Daniel Kostenzer, Geschäftsführer Eglo-immobilien:

„Für mich als Eigentümervertreter und gleichzeitig Gemeindebürger von Wattens war das Projekt von Beginn an auch ganz persönlich eine Herzensangelegenheit, da ich unweit davon wohne und das Gebäude großteils ungenutzt war. Die nachhaltige Quartiersentwicklung mit multifunktionaler Nutzung und Schaffung eines spannenden Arbeits- und Lebensumfeldes ist in der heutigen Zeit für mich unumgänglich. Besonders im Bauwesen sollte verantwortungsvolles Handeln eine Selbstverständlichkeit sein. Dem Gebäude wurde im wahrsten Sinne des Wortes wieder Leben eingehaucht.“

Arch. DI Melanie Peters, Planung Eglo-Immobilien:

„Die Vielfältigkeit der Planungsaufgaben im Zuge der Umstrukturierung des gesamten Komplexes, speziell unter den Gesichtspunkten des zirkulären Bauens sowie der Aspekte der Nachhaltigkeit, macht das Projekt für mich einzigartig. Während der Planung und Umsetzung ist dabei für mich besonders wichtig, stets die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anforderungen innerhalb der einzelnen Einheiten – von der Kinderkrippe bis zum Hotel – zu berücksichtigen. Nur dann ist es möglich, das bestmögliche Ergebnis aus dem Bestand heraus zu erzielen.“


Text: Caterina Molzer-Sauper

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