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Zukunft

Frauen (be)stärken

30.5.2022

ECO.NOVA: Laut dem „Austrian Startup Monitor 2021“ beträgt der Anteil der Gründerinnen in Tirol 25,3 Prozent. Warum gründen weniger Frauen? Gibt es hier Anhaltspunkte?

OLGA WIESER: Das hat mehrere Gründe. Laut einer Studie von Holger Bock an der Universität Innsbruck sind dafür vor allem folgende Gründe zu sehen: Zum einen scheuen sich Frauen eher vor Risiken als Männer. Weiters steht die Familienvereinbarkeit mit den doch arbeitsintensiven Zeiten einer Startup-Gründung oft in Widerspruch. Auch mangelndes betriebliches Know-how wurde in der Studie häufig genannt. Ein großes Thema ist auch ein oftmals selbst empfundener Mangel an Selbstbewusstsein. Es gibt aber auch strukturelle Probleme. Der Fokus von Startups liegt stark auf Geschäftsideen im Wachstums- und Technologiesektor, Frauen haben ihre Ideen eher im Dienstleistungs- als im MINT-Bereich. Ein weiterer Grund liegt meines Erachtens auch darin, dass es sehr viel mehr Investoren als Investorinnen gibt und diese das Marktpotenzial für Produkte und Dienstleistungen von und für Frauen nicht so gut abschätzen können, da sie eine andere Erfahrungswelt haben. Das ist nicht verwerflich, umgekehrt wäre es genauso, denke ich. Man investiert natürlich lieber in Produkte und Dienstleistungen, wo man die Bedürfnisse der Zielgruppe versteht und im besten Fall aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen kann. Und nicht zuletzt tragen Frauen schon in der Familie tendenziell mehr Verantwortung, kommt dann noch die Belastung und Verantwortung einer Unternehmensgründung dazu, ist das meist ein Zuviel an Verantwortung.

Die Gründe liegen also nicht in einer schlechteren Ausbildung oder weniger Kompetenz?

Ganz im Gegenteil. Ich bin immer wieder begeistert, wie kompetent Frauen sind. Sie haben hervorragende Ausbildungen und wertvolle berufliche Erfahrungen und trotzdem stellen sie ihr Licht immer wieder unter den Scheffel. In unseren Workshops stellt sich auch immer wieder heraus, dass Frauen geniale Ideen haben, fangen aber viel schneller an zu zweifeln als Männer. Ein Mann geht da viel eher seinen Weg.

Wo kann man ansetzen?

Wir haben uns aufgrund der Studie gefragt, wo wir ansetzen können, und haben unseren Fokus auf die Beratung von betriebswirtschaftlichem Know-how, die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Vermittlung von unternehmerischem Know-how gelegt. Selbstbewusstsein und -vertrauen sind die Grundlagen, um eine Geschäftsidee erfolgreich in die Tat umzusetzen, daher liegt der Schwerpunkt einer der Säulen auf der Potenzialentfaltung. Wir arbeiten dabei am Mindset, Personal Purpose, daran, Stärken und Fähigkeiten zu erkennen sowie an Verhandlungstrainings. Die zweite Säule ist Entrepreneurship: Hier vermitteln wir Basis-Know-how in unternehmerischen Fähigkeiten und evaluieren die Geschäftsideen der gründungswilligen Frauen. Wir erarbeiten einen Fahrplan vom Personal Purpose hin zur ersten Umsetzung der unternehmerischen Schritte. Die dritte Säule ist Community. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Teilnehmerinnen vor allem von der starken Community profitieren, die in der Workshopreihe entsteht. Dabei geht es darum, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und sich untereinander austauschen.

Müssen Frauen sich mehr vernetzen?

Auf jeden Fall. Wir wollen das Thema Female Entrepreneurship und Leadership in Tirol weiter vertiefen und vorantreiben und veranstalten dazu jeden letzten Dienstag im Monat einen Stammtisch im Toastars. Dieser findet in Kooperation mit der Werkstätte Wattens und Impact Hub statt und lädt alle Frauen herzlich ein, die sich für das Thema Female Empowerment interessieren, ganz egal ob Gründerin oder Angestellte. Spannende Keynotes als positive Role Models und Raum für Austausch und Inspiration in einer lockeren Atmosphäre versprechen immer wieder einen gelungenen Abend. Der große Andrang zu diesem Stammtisch hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen, was uns in unserem Bestreben bestätigt. Unser nächstes Vorhaben ist, ein Mentorinnennetzwerk zu gründen, wo sich erfahrene Frauen anmelden können, die dann mit Gründerinnen gematcht werden.

Was möchten Sie Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Als wichtig erachte ich, dass Frauen sich Gedanken über ihre persönlichen Ziele machen und diese auch offen kommunizieren, egal ob in einer Anstellung oder als Unternehmerin. Frauen tendieren leider oft immer noch zu Zurückhaltung. Frauen müssen noch viel selbstbewusster an ihre Ziele herangehen und auch offen dazu stehen. Mit unseren Angeboten unterstützen wir Frauen dabei, sich zu vernetzen, persönlich über sich hinauszuwachsen und ihre Geschäftsidee ins Leben zu rufen.

Interview: Doris Helweg

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