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Life

Wärmespender

27.9.2024

Heizen ist in der kalten Jahreszeit sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Frage des Komforts. Mit dem Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise sind Autonomie und Versorgungssicherheit wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. In Sachen komfortabler Wärme und Autonomie ist dem Holzofen nur schwer beizukommen, denn schließlich wächst der Brennstoff, der die notwendige Energie liefert, in Österreich tatsächlich im Wortsinn auf bzw. in den Bäumen. Außerdem ist das Feuer und die vertraute Sicherheit der Feuerstelle etwas, das den Menschen durch dessen ganze Evolution hindurch begleitet hat. Das Spiel mit dem Feuer und die Beherrschung desselben hat es den Menschen erst ermöglicht, mehr Nahrung und damit Kalorien zu sich zu nehmen, was wiederum das Wachstum des Gehirns begünstigt und wesentlich dazu beigetragen hat, uns zu der Gattung Mensch – Homo sapiens – zu machen, die wir heute sind.
 
Dieses Hirn hat den Menschen unter anderem dazu befähigt, den Kachelofen zu erfinden, der dank seiner großen Masse in der Lage ist, die beim Verfeuern von schnell abbrennenden Festbrennstoffen entstehende große Wärmemenge aufzunehmen und anschließend über einen längeren Zeitraum in den Raum abzugeben.
 
Tradition trifft Innovation
 
In Tirol wie im gesamten Alpenraum genießt das Handwerk des Hafners bzw. Ofenbauers eine lange Tradition. Zu den qualitätsorientierten Vertretern dieser Zunft zählt auch der Ofenbauer Ronald Csida. Er hat sich auf „moderne und zeitlose Öfen“ spezialisiert. Mit Sohn Michael, ebenfalls Hafnermeister, führt er den Betrieb in Rinn. Csida betont die ständige Weiterentwicklung seines Handwerks. So mancher Ofen darf dabei durchaus auch als architektonisches Statement gewertet werden, dem über die Bereitstellung von Wärme hinaus noch andere Funktionen – etwa die eines stylischen Raumteilers – zukommen können. Schwarzstahl erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit, und überwiegend geht es bei Csida schlicht und reduziert zu. Kaltgewalzter Schwarzstahl ist haptisch angenehm und optisch ein Hingucker. Die Öfen können sogar – sofern die statischen Voraussetzungen erfüllt sind – optisch im Raum schwebend an einer Betonwand angebracht werden. Ronald Csida ist gewissermaßen ein Early Adopter im Ofenbau. „Ich bin immer etwas früher dran als andere. Die ersten großen Sichtfenster habe ich bereits vor mehr als 25 Jahren verbaut“, sagt er.
 
Ein Innovator im Ofenbau ist zweifellos auch Klaus Steinringer, der zwar grundsätzlich alle Spielarten des Holzofens beherrscht, sich aber mit dem Kleinkachelofen Dolomit – ein Grundofen aus Ofenkacheln mit feuerfestem Schamottekern – eine besondere Nische gesucht hat. Steinringers Kleinkachelöfen werden in einen stabilen Metallrahmen eingefasst und lassen sich einfach mit verschiedenen Einrichtungsstilen kombinieren.
 
Im Jahr 1980 hat Klaus Steinringers Vater, Hafnermeister Josef Steinringer, damit begonnen, Kachelöfen herzustellen. Schon damals mit der Idee, dem bewährten Prinzip Kachelofen ein zeitgemäßes und kunstvolles Äußeres zu geben. „Der Ofen“, sagt Klaus Steinringer, „musste sich im Laufe der Zeit an die durch moderne Gebäudestandards geänderten Voraussetzungen anpassen.“ Diese Entwicklung, die zu einer Redimensionierung der Öfen geführt hat, setzte bereits Ende der 1990er-Jahre ein und wurde in der darauffolgenden Dekade zum Standard.
 
Neuinterpretation eines Klassikers
 
„Früher haben wir überwiegend große, gemauerte Öfen gebaut, die oft mehrere Räume beheizt haben“, erinnert sich der Hafner-Heizungstechnik- und Rauchfangkehrermeister. Die Heizlast hat vor allem durch besser gedämmte Gebäudehüllen und mehrfach verglaste Fenster abgenommen, zugleich hat die Flächenheizung Einzug in die Häuser gehalten. Der kompakte Kleinkachelofen Dolomit ist eine direkte Reaktion auf diese Entwicklungen, Innovation und Rückbesinnung in einem. „Wir haben uns auf etwas besonnen, das es in Osttirol schon sehr lange gibt, und es in die Moderne geholt“, erzählt Steinringer, „nämlich den transportablen kleinen Kachelofen, den Hafner hier schon vor über 100 Jahren gemacht haben.“ Mit diesen kompakten Öfen wurden früher viele Zimmer beheizt, im Zuge von Renovierungen sind diese Öfen aber in den 1960er- und 70er-Jahren aus den allermeisten Wohnräumen verschwunden und zunehmend in Vergessenheit geraten. „Wir haben ab 2005 diese Öfen mit zeitgemäßer Technik und Sichtfenster wieder zum Leben erweckt und von Anfang an gesehen, dass es eine gewisse Nachfrage gibt.“ Diese Kleinkachelöfen, die Steinringer in unterschiedlichen Varianten fertigt, haben im Vergleich zu den großen Kachelöfen von früher eine geringere Leistung, sind damit aber für moderne Häuser genau richtig dimensioniert.
 
Warum das Hafnerhandwerk weiterhin floriert, habe auch mit dem Thema Unabhängigkeit zu tun, sagt Steinringer. Wenn alle Stricke reißen und der Strom einmal für längere Zeit ausfällt, dann ist zumindest nicht der Ofen aus und ein wohnliches Zuhause bleibt gewährleistet. „Ein Ofen bietet zum einen eine gewisse Unabhängigkeit, macht aber auch im Wohnklima einen großen Unterschied“, erklärt Steinringer, der überzeugt davon ist, dass andere Heizquellen es mit dem Kachelofen in der Art der Wärmeabgabe nicht aufnehmen können. Er vergleicht den Ofen mit einem Sonnenstrahl. „Kachelöfen trocknen die Luft nicht aus, die relative Luftfeuchtigkeit im Raum bleibt die gleiche. Sie geben wie die Sonne Strahlungswärme ab. Das empfinden wir Menschen als besonders angenehm.“ Der Unterschied zwischen Strahlungs- und Konvektionswärme ist tatsächlich nicht zu vernachlässigen. Zudem sei ein Kleinkachelofen eine sinnvolle und zukunftssichere Investition. „Ein solcher Ofen wird mit der Zeit nicht anders. Es gibt keinen nennenswerten Wartungsaufwand, die Schamottsteine sind viele Jahrzehnte lang haltbar und die Leistungsabgabe bleibt, unabhängig davon, wie oft geheizt wird, unverändert.“ Nachhaltiger könne man außerdem nicht heizen, argumentiert Steinringer. Vor allem dann, wenn man auch das Holz unmittelbar aus einem Umfeld bezieht, in dem nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird.
 

Text: Marian Kröll
Fotos: Steinringer

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