Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum. Meint der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast. Und dem ist durchaus etwas abzugewinnen. So ist es wenig verwunderlich, dass der Garten seit geraumer Zeit seine Renaissance erlebt. Garteln ist wie Yoga, nur mit Dreck unter den Nägeln. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, sehnen sich viele Menschen nach einem Gegenpol zum hektischen Alltag, und der Garten bietet genau das: Er ist ein Ort der Ruhe, der Entschleunigung und des bewussten Erlebens. Das Säen, Pflegen und Ernten erfordert Geduld und Hingabe – eine wohltuende Abwechslung zur digitalen und oft oberflächlichen Schnelllebigkeit. Auch die zunehmende Sensibilität für Umwelt und Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. „Ein Garten kann als Ort der Reflexion des Wertes von urbaner Natur angesichts des Klimawandels und der Verdichtungen in der Stadt dienen. Der Garten ist gleichzeitig Zeitlichkeit, Symbol der Jahreszeiten, der Veränderung, konkretes Aufeinandertreffen mit Natur und auch bei aller Virtualität der heutigen Zeit eben ein realer Raum“, schreibt Stephan Lenzen, freischaffender Landschaftsarchitekt und Präsident des BDLA – Bund Deutscher Landschaftsarchitekt*innen, in der Einleitung zum Buch „Gärten des Jahres 2025“, das jährlich begleitend zum vom Callwey Verlag ausgelobten gleichnamigen Wettbewerb erscheint (Gärten des Jahres 2025, Die 50 schönsten Privatgärten 2025, Konstanze Neubauer & Stephan Lenzen, 320 Seiten, EUR 61,70).
Die Schönheit des Draußen
Gärtnern ist eine Form des kreativen Ausdrucks. Das Gestalten von Beeten, das Arrangieren von Blumen und das Schaffen kleiner Rückzugsorte gibt Menschen die Möglichkeit, aktiv etwas mit ihren Händen zu tun. Studien zeigen, dass die Arbeit im Garten Stress reduzieren kann und das allgemeine Wohlbefinden steigert. Die Kombination aus körperlicher Betätigung, frischer Luft und dem Erfolgserlebnis einer blühenden Oase wirkt wie Balsam für die Seele. Die Freude, selbst geerntetes Obst und Gemüse auf dem Teller zu haben, schafft außerdem ein neues Bewusstsein für Qualität und Wertschätzung von Lebensmitteln. Doch selbst wenn im Garten nichts gezielt angepflanzt wird, entfaltet er eine besondere Schönheit. Wilde Wiesen und Blumen, natürliche Teiche oder von Moos bewachsene Steine schaffen eine ganz eigene Atmosphäre. Solche Gärten laden dazu ein, einfach nur da zu sein. Das Zwitschern der Vögel, das Rascheln der Blätter und das Spiel von Licht und Schatten wirken beruhigend und schenken eine tiefe Zufriedenheit. Die Natur erinnert uns daran, dass Schönheit nicht immer geplant oder perfekt sein muss, um zu berühren.
Letztlich ist die Wiederentdeckung des Gartens Ausdruck eines tieferen Wandels: die Sehnsucht nach einer bewussteren, nachhaltigeren und menschlicheren Lebensweise. Sie zeigt, dass der Wunsch nach Erdung und Natürlichkeit in einer digitalen Welt lebendiger ist denn je.
Gärten des Jahres – der Sieger
Der 2.500 Quadratmeter große Garten am Stadtrand von Krefeld im deutschen Nordrhein-Westfalen wurde von der Jury zum „Garten des Jahres 2025“ gekürt und überzeugte gleich in mehrfacher Hinsicht: „Der Entwurf des Landschaftsarchitekten Burkhard Damm ist herausragend im Umgang mit Material und Pflanze, besticht aber vor allem durch seine geschickte gestalterische Zonierung mit einem vorbildlichen Übergang in die freie Landschaft des Niederrheins. Von der Straße aus schafft der Vorgarten mit intensiver Bepflanzung eine einladende Atmosphäre und einen gestalterischen Übergang zum privaten Bereich. Wohnhaus und Garten bilden in Material, Gestalt, Form und Farbe eine nahezu mustergültige Einheit“, so Landschaftsarchitekt und Jurymitglied Jens Spanjer in seiner Laudatio.
Gartengröße: 2.514 qm
Planungsbüro: Burkhard Damm Landschaftsarchitektur, D – Kempen, www.damm-refugium.de
Ausführung: Zanders Garten- und Landschaftsbau, D – Viersen, www.zanders-gartenbau.de
Fotografie: Sabrina Rothe Photography, D – Köln, www.sabrina-rothe.de