Generell ist die Aufmachung des EasyMotionSkin DOME – nennen wir es – außergewöhnlich, in Einzelteilen ein wenig schrill und im Gesamten dennoch künstlerisch-edel. Und auch wenn die Kunst ihre Rolle spielen darf, so geht es eigentlich um etwas ganz anderes: Training und Gesundheit nämlich, und die kommen hier in ganz spezieller Verpackung daher. Lernt man Christian Jäger kennen, weiß man auch, dass es anders nicht sein könnte. Jäger ist ursprünglich Seefelder, 1988 nach Deutschland gegangen und hat dort erfolgreich verschiedenste Firmen aufgebaut. „Eines Tages wurde ich auf EasyMotionSkin aufmerksam, habe einen 20-Prozent-Anteil erworben und eine erste Vertriebsrepräsentanz in Österreich aufgebaut“, erzählt er. Diese wurde bald zu klein und der dazugehörige „Dome“ entstand – ein originelles Gebäude aus Holz und Stahl mit innovativ gestalteter Kuppel und reichlich Innenleben, gut erreichbar im Gewerbegebiet von Reith.
Das EasyMotionSkin-System basiert auf der EMS-Technologie, also elektrischer Muskelstimulation. Dass die Kürzel dieselben sind, dürfte nicht nur dem Zufall geschuldet sein. Jäger: „EMS ist keine neue Technologie, sondern schon lange bekannt und bewährt. Wir haben es jedoch geschafft, sie mit unserem System komfortabler und für jeden unkompliziert zugänglich zu machen.“ Beim klassischen EMS-Training schlüpft man in einem Studio in spezielle, befeuchtete Trainingswäsche und ist über Elektroden und Kabel mit einem Gerät verbunden, das elektrische Impulse an die Muskeln sendet und sie zum Kontrahieren, also Zusammenziehen, reizt. Damit können einzelne Muskelpartien gezielt angesprochen und trainiert werden. In der Physiotherapie kommt EMS schon seit Langem als Begleitung zu Rehabilitationsmaßnahmen und zum Muskelaufbau zum Beispiel nach Operationen zum Einsatz. „Beim herkömmlichen EMS-Training ist der Bewegungsradius durch die Kabel beschränkt und man muss in ein spezielles Studio gehen. Auch wenn der Trainingsaufwand selbst nicht hoch ist, so braucht man trotzdem entsprechend Zeit dafür. Bei uns ist das anders“, so Jäger
Christian Jäger: Ich habe keine spezielle Affinität zur Gesundheits- und Fitnessbranche, aber einen guten Riecher für Zukunftsthemen. Ich bin grundsätzlich ein Bauchmensch und eigentlich sehr einfach gestrickt: Ich spüre, welche Felder künftig interessant sein könnten, habe jedoch keine Ahnung, wie man diese bespielt. Ich weiß aber, wen man dafür braucht, und habe die Fähigkeit, Leute zu begeistern, den Weg mit mir zu gehen. Als ich während der Zeit des Mauerfalls in der DDR war, habe ich dort Cola, Fanta und Sprite importiert, weil ich gespürt habe, dass sich die Leute danach sehnen. Schon vor Jahren habe ich erkannt, dass die Themenbereiche Gesundheit und Fitness in Zukunft eine große Rolle spielen werden, und in Unternehmen aus dem Gesundheitswesen investiert – unter anderem in Quanta, das Dialysegeräte zur Heimanwendung herstellt und eine enorme Verbesserung der Lebensqualität der Patienten darstellt. Ein ähnlicher Gedanke steckt auch hinter EasyMotionSkin.
Uns geht es vor allem darum, die Anwendung nutzerfreundlicher und unkomplizierter zu gestalten. Unser System besteht lediglich aus dem Anzug und wir arbeiten mit Trockenelektroden. Das Befeuchten fällt damit ebenso weg wie die Kabel. Die Effektivität ist nahezu ident mit jener des klassischen EMS-Trainings, nur eben für zuhause. Das ist ein enormer Fortschritt. Der Alltag wird immer stressiger, die Leute haben immer weniger Zeit, sich um sich selbst zu kümmern, wollen aber immer besser aussehen, werden immer älter – haben also auch mehr Zeit, um gut auszusehen – und wollen bis ins Alter fit sein. Mit unserem System kann man ohne viel Zeitaufwand und ohne lange Wege ins Fitnessstudio trainieren.
Ja! EMS ermöglicht es älteren Leuten, lange fit zu bleiben. Wir haben für sie eine eigene Hose im Sortiment, sodass sie nicht in den gesamten Anzug schlüpfen müssen. Mit der Hose wird vor allem die Problemstelle älterer Menschen gestärkt: der Oberschenkel. Somit kann man Oberschenkelhalsbrüchen vorbeugen und entgegenwirken.
Wir stehen derzeit vor einem weiteren großen Meilenstein und haben eine Studie zur Inkontinenz abgeschlossen. Inkontinenz ist tatsächlich ein großes Problem und mit viel Scham verbunden, weshalb viele nicht darüber reden – auch nicht mit ihrem Arzt. Inkontinenz hat in erster Linie mit der Beckenbodenmuskulatur zu tun. Die ist allerdings nicht ganz einfach zu trainieren. Ansonsten schaut es mit Therapiemöglichkeiten eher mau aus. Wir haben also versucht, die Elektroden derart zu platzieren, dass der Beckenboden stimuliert wird, und das ist uns offenbar gelungen. Wir sind kurz vor dem Durchbruch, das Gerät auf den Markt zu bringen – eines, das leistbar und effektiv ist. Alle Testpersonen waren begeistert und wollten das System bereits erwerben. Wenn es funktioniert, wäre das ein Segen für viele, und wir stoßen in ein völlig neues Segment vor.
Interview: Marina Bernardi
Fotos: florianlechner.com