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Geld

Tech-Geld

20.4.2023

Demographische Überalterung und der starke Trend zu Teilzeitjobs führen zu einem Mangel an Arbeitskräften. Die Rettung der Betriebe liegt in der Automatisierung. Putzroboter, Servierroboter in der Gastronomie, in Tirol zunehmend mehr Verkaufsautomaten-Hütten für Nahrungsmittel vom Bauernhof und in der Industrie weltweit bereits vollautomatische Fertigungsstraßen – diese Zukunft hat begonnen. Auch Smart-Home-Produkte, wie mit dem Internet vernetzte Lichter, Kühlschränke und Waschmaschinen aber auch autonom fahrende Fahrzeuge prägen den Trend zum Internet der Dinge (Internet of Things / IoT). Laut Statistica wird sich die Zahl der IoT-Geräte von 9,7 Milliarden im Jahr 2020 auf mehr als 29 Milliarden im Jahr 2030 fast verdreifachen.

Datenauswertungen und Überwachungstätigkeiten übernehmen außerdem zunehmend geeignete Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI), die in alle Bereiche moderner IT vordringen. Chatbots und Roboterhotlines sind erst der Anfang. Im Metaverse, der Weiterentwicklung des Internets durch die Schaffung virtueller Welten und einer 3-D-Abbildung unserer Welt, sollten KI-Tools über das Potenzial verfügen, ganze Welten und 3-D-Assets auf Grundlage von Textbeschreibungen zum Leben zu erwecken. Betrachtet man die Einsatzmöglichkeiten der KI von der Robotik, der Medizintechnik, dem Telekombereich, in Servicecenter bis hin quer durchs herkömmliche Internet und Metaverse, sind teils stürmische Zuwächse zu erwarten, wofür auch die Innovationszyklen sprechen.


Innovationstreiber

Die vergangenen drei Jahre und auch die kommenden sind eine schwierige Zeit für die Weltwirtschaft. Pandemie, Ukrainekrieg, Inflationsschub, Zinsschock … gerade aus solchen Phasen gehen große Innovationen hervor, die häufig mehrere Dekaden prägen. Disruptive Industrien revolutionieren dann Wirtschaft und Technik.

Die frühen 1990er-Jahre zum Beispiel waren vor allem in Europa von einer Rezession geprägt. Am 6. August 1991 wurde die erste Webseite info.cern.ch veröffentlicht und am 30. April 1993 gab das Direktorium des europäischen Kernforschungszentrums CERN des World Wide Web kostenlos für die Öffentlichkeit frei. Mit verbesserten Browsern und Suchmaschinen stieg die Popularität. Es wurden immer mehr Firmen gegründet, deren Businessmodelle erst durch das Internet ermöglicht wurden. Der E-Commerce begann mit Amazon als Pionier, heute trotz jüngster Rückschläge an der Börse noch über eine Billion Dollar schwer. Die „Neuen Märkte“ entstanden ab Mitte der 1990er-Jahre und eine erste Generation Internetaktien begannen zu boomen. Nach dem Platzen der Technologieblase kamen die Sozialen Medien, das Cloud-Computing und die 3-D-Drucker auf und aus der aktuellen Wirtschaftskrise gehen voraussichtlich weitere Innovationen in den Bereichen Metaverse, Virtual Reality und Raumfahrt hervor, deren wirtschaftlicher Nutzen sich erst in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zeigen wird. Letztlich sollen laut einer Schätzung von Precedence Research die weltweiten Umsätze von KI-Produkten und -Dienstleistungen bezogen auf den Enduser-Markt von 2022 bis 2030 von 119,78 auf 1.591,03 Milliarden Dollar bzw. um 38,1 Prozent per anno (CAGR) wachsen.

Doch die ganze IT-Infrastruktur ist anfällig für Hackerattacken. Cybercrime kostet der Weltwirtschaft jährlich über eine Billion Dollar bzw. fast ein Prozent der globalen Wirtschaftsleistung (Quelle: McAfee and Center for Strategic and International Studies (CSIS), The hidden costs of cyber crime). Laut Daten von MarketsandMarktets soll von 2022 bis 2027 der globale Cyber Security Markt von 173,5 Milliarden USD um 8,9 Prozent jährlich (CAGR) auf 266,2 Milliarden USD wachsen. Die Wertschöpfungskette des Healthcare-Bereichs verfügt dabei über das höchste Wachstum. An Bedeutung gewinnen wird dabei die cloudbasierende Cybersicherheit und die IoT-Security. Vor allem Produktionsanlagen, die am Internet hängen, bedürfen eines stärkeren Schutzes genauso wie staatliche Infrastruktur. Laut BlueWeave Consulting wächst der globale IoT-Security-Markt von 2021 bis 2028 von 15 auf 61,6 Milliarden USD.


Aktienauswahl und Einstiegszeitpunkte

Technologieaktien stehen wegen steigender Zinsen und niedrigerer Barwerte von in Zukunft liegenden Gewinnen als Wachstumswerte stärker unter Druck. Daran kann auch die jüngste Tauwetterphase mit vereinzelt (noch) positiven Unternehmensnachrichten nichts ändern. Darüber hinaus kommen Start-ups derzeit immer schwerer an Investorengelder und eine Pleitewelle ist zu erwarten. Die wichtigste Bank für Neugründungen im Silicon Vallley, die SVB mit über 200 Milliarden Dollar in Assets, geriet jüngst in eine Schieflage, da genau diese Start-ups massiv Einlagen abzogen. Dabei hat die Bank of Japan noch nicht einmal mit einer geldpolitischen Wende begonnen. Bis dato haben die Japaner dem globalen Finanzsystem tendenziell Geld zufließen lassen, das zukünftig fehlen könnte. Deshalb sollte primär in größere Unternehmen investiert werden, die rentabel sind oder zumindest die Verluste der vergangenen drei Bilanzjahre mit Cashreserven abdecken können. Von Vorteil wäre auch globale Marktführerschaft in bestimmten lukrativen Segmenten. Bezüglich Einstiegszeitpunkte sollten noch ein bis zwei Quartale abgewartet werden. Es könnte infolge weiterer massiver Leitzinsanhebungen in den USA und Europa sowie einer geldpolitischen Wende in Japan und auch im Zuge einer Bankenpleitenwelle zu einer globalen Rezession kommen. Erst wenn sich nach einer längeren Talfahrt auf niedrigem Niveau ein solider Boden bildet, kann ein breiterer Einstieg erfolgen.

Wichtig: Wer in Einzeltitel investiert, ist angehalten, eigene Recherchen auf der Webseite des Unternehmens und in diversen Presseberichten vorzunehmen. Auch die Fundamentaldaten sollten gecheckt werden. Einfach nur gutgläubig wegen eines einzigen Artikels mit der ISIN gleich beim Onlinebroker zu ordern, ist der falsche Zugang zur Materie. Wer keine Zeit hat, sollte somit besser in breit gestreute Fonds und/oder ETFs investieren. Aus genannten Gründen werden bei den Einzeltiteln keine ISINs angeführt.

Anlagepotenzial

Bereich IoT

Die üblichen Platzhirschen des Bereichs sind Amazon, Alphabet, Cisco, IBM und der kanadische IoT-Pionier Sierra Wireless. Letztere verfügt über Mobilfunkmodule, Gateways und Konnektivitätsdienste, um komplette Device-to-Cloud-IoT-Lösungen mit Sicherheit bereitzustellen. Sierra-Wireless-Module und Chips kommen vor allem in der Automobilindustrie, in der Logistik und dem Gesundheitswesen zum Einsatz. Letztere wurde von Semtech übernommen. Das gemeinsame Unternehmen strebt langfristig bei 14 bis 18 Prozent Umsatzwachstum eine operative Marge von 32 bis 36 Prozent an.

Als Softwareunternehmen des IoT stellt PTC die „ThingWorx“ Technologieplattform bereit, um schnell anwachsende Datenmengen von intelligenten, vernetzten Produkten und Systemen zu erfassen, zu analysieren und zu vermarkten. Breiter mit 58 Positionen kann man über den Global X Internet of Things UCITS ETF USD Accumulating in diesen Themenbereich investieren.

Bereich KI und Robotik

KI erfordert ausreichende Rechenkapazitäten durch passende Prozessoren und hochleistungsfähige Chips. Hier kommt NVIDIA ins Spiel, die auf Grafikkarten und die Erschaffung virtueller Welten spezialisiert ist. Infolge einer steigenden Nachfrage nach KI müssen in Zukunft auch tausende von KI-Engines in einem Turm laufen, die einen großen und synchronisierten Datenfluss mit Geschwindigkeiten von 400 bis 800 Gigagyte ermöglichen. Bei der Unterstützung dieser massiven Prozessordichte ist das Netzwerk entscheidend, das skalierbar und verlustfrei sein soll und geringe Latenzzeiten haben sollte. Broadcom lieferte derartige KI-Netzwerke.

Spekulativ interessant und aussichtsreich ist Duolingo, die weltweit führende E-Learning-Plattform, die durch ein Sprachlernprogramm bekannt wurde. Sie bietet interaktive Lernaktivitäten wie Sprachübungen, Spiele und Quizze an, die darauf abzielen, die Sprachkenntnisse des Nutzers in Schreiben, Lesen, Sprechen und Hören zu verbessern. Dabei kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Aufgrund einer niedrigen Bewertung interessant erscheint auch der Hersteller von Computern und Rechenzentren Super Micro Computer, denn die Lösungen des Spezialisten für anwendungsoptimierte Server- und Speichersysteme umfassen Künstliche Intelligenz, High-Performance-Computing, Internet der Dinge sowie Hyperscale-Infrastruktur. Ebenfalls günstig bewertet ist mittlerweile Meta Platforms, Tendenz der Prognosen: starke Aufwärtsrevision!

Mit 295 Titel gut abgedeckt werden kann diese Thematik über den Amundi STOXX Global Artificial Intelligence UCITS ETF, der auf drei Jahre über 75 Prozent im Plus liegt. Der Xtrackers Intelligence and Big Data UCITS ETF 1 C bietet Zugang zu Unternehmen weltweit aus den Sektoren Künstliche Intelligenz, Datenverarbeitung und Datensicherheit, wobei die insgesamt 80 Titel vor allem Standardwerte wie NVIDIA, Meta Platforms, Amazon, Samsung, Apple und Alphabet abdecken. Die Dreijahres-Performance liegt bei ca. 78 Prozent. Auf drei Jahre sogar knapp 97 Prozent im Plus (Stichtag 17.3.) liegt der WisdomTree Artificial Intelligence UCITS ETF USD Acc. Er bietet Zugang zu Firmen, die im Bereich KI tätig sind und von der Consumer Technology Association als Ermöglicher, Entwickler und Erweiterer eingestuft werden.

Im Robotikbereich ist der Platzhirsch die japanische FANUC. Das 1956 gegründete Unternehmen ist einer der weltweit führenden Hersteller von Fabriksautomation, Industrierobotern, CNC-Systemen (elektronisches Verfahren zur Steuerung von Werkzeugmaschinen), Drahterodier- und Spritzgussmaschinen und vertikalen Bearbeitungszentren. FANUC ist Weltmarktführer bei größeren Industrierobotern, die beispielsweise in der Auto- und Elektronikindustrie eingesetzt werden. Das faktisch schuldenfreie Unternehmen überzeugt mit einer Eigenkapitalquote per 31. Dezember 2022 von 85,9 Prozent und sollte in den kommenden Jahren einen Wachstumsschub bekommen.

Interessant ist auch Keyence, einer der weltweit größten Hersteller von Industriesensorik und Automatisierungstechnik. Zum Produktangebot zählen Automatisierungssensoren, Barcode-Scanner, Bildverarbeitungssysteme sowie digitale Mikroskope und Messgeräte. Das Geschäftsmodell besteht darin, ohne eigene Fertigungsstätten zu arbeiten und mit einer engen Orientierung an die Bedürfnisse der Kunden trotzdem mit Innovationen zu punkten.

Mit einem für 2023 geschätzten KGV von 17,8 relativ günstig ist die Schweizer Komax, die Maschinen im Bereich der Kabelverarbeitung sowie Prüfung von Kabelsätzen anbietet. 2022 stieg der Bestellungseingang um 40,6 Prozent, der Umsatz konnte um 44 Prozent auf 606,3 Millionen Schweizer Franken gesteigert werden, was einen Anstieg des betrieblichen Ergebnisses um 60,1 Prozent auf 71,7 Millionen Schweizer Franken ermöglichte. Das US-Unternehmen Intuitive Surgical ist Weltmarktführer bei Chirurgie-Robotern und durchaus eine Wachstumschance. Das Spezialgebiet sind roboter-assistierte Systeme für minimalinvasive Chirurgie.

Zwei bewährte ETFs, mit denen das Robotik/Automatisierungs-Thema gut abgedeckt werden kann, sind der iShares Automation & Robotics UCITS ETF mit einem Dreijahres-Plus von knapp 77 Prozent Plus per 17. März 2023 und der 80 Positionen enthaltende L&G ROBO Global Robotics und Automation UCITS ETF mit einem Plus von über 72 Prozent im gleichen Zeitraum.

Bereich: Cybersecurity

In diesem Bereich liegt ein enormer Investitionsnachholbedarf. Und zwar weltweit. Folgende Aktien erscheinen dabei besonders aussichtsreich: Zum Urgestein der Branche zählen Check Point Software Technologies (7,1 Prozent p.a. Gewinnwachstum/Aktie in den Jahren 2017 bis 2021), Fortinet und Gen Digital (früher Symantec und NortonLifeLock). Crowdstrike Holdings verfügt indes über die erste Cloud-native Endgerätschutzplattform zur Abwehr von Sicherheitsverletzungen, wobei auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. 37 der 100 weltweit führenden Unternehmen und sieben der zehn größten Energieunternehmen sind Crowdstrike-Kunden.

Ein weiteres Basisinvestment ist Palo Alto Networks, ein weltweit führender Anbieter von Cybersicherheitslösungen, der ein Zacks Ranking von „Strong Buy“ erhielt. Besonderheit: eine Sicherheitsplattform, die es Firmen und Behörden ermöglicht, alle Benutzer, Anwendungen, Daten, Netzwerke und Geräte übersichtlich und permanent an allen Standorten zu sichern. Stärken des Unternehmens sind auch Cloud- und Netzwerksicherheit. Eine Kaufempfehlung im Zacks-Ranking ist auch ZScaler, Entwickler der Zero-Trust-Exchange-Plattform und Betreiber der weltgrößten Security Cloud.

Als echter Geheimtipp gilt Splunk: Das Unternehmen betreibt eine Suchmaschine für Datacenter, die empfangene Informationen (Maschinendaten) gleichzeitig sammeln, speichern, verarbeiten, analysieren und visualisieren kann. Bereits in sehr frühen Stadien können durch Splunk Bedrohungen identifiziert werden. Zuletzt stellte das Unternehmen das Geschäftsmodell von Dauerlizenz zu einem Software-as-a-Service-Modell auf Abo-Basis um, das in den kommenden Quartalen höhere jährliche wiederkehrende Umsätze, eine höhere Rentabilität und einen verbesserten Cash Flow bewirken sollte.

Breit gestreut kann die Cybersicherheitsthematik auch durch folgende ETFs abgedeckt werden: den L&G Cyber Security UCITS ETF mit 43 Positionen; den iShares Digital Security UCITS ETF, der den STOXX Global Digital Security Index abbildet und 110 Aktien enthält; sowie den First Trust NASDAQ Cybersecurity UCITS ETF, der den NASDAQ CTA Cybersecurity Index (37 Positionen) abbildet.


Text: Michael Kordovsky




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